Die Mutter aller Straßen: Die bekannte Route 66. Obwohl es sich lediglich um eine normale Landstraße handelt, ist diese weltweit berühmt. Ein wahrer Touristenmagnet, um ganz besonderen Plätzen in Amerika nahe zu kommen. Liebend gerne würde ich diese wunderbare Route mit meinem Motorrad befahren. Da aber ein Wohnmobil mehr Komfort und flexiblere Schlafplätze bietet, entschloss ich mich hierfür.
Die originale Route führt quer durch Nord Amerika, von Chicago, über Springfield nach Oklahoma City, vorbei an Phoenix und findet ihr Ende in Los Angeles. Mit stolzen 2.278 Meilen, dies entspricht in etwa 3.700 Kilometer im metrischen System, passiert die Straße ganze 8 Bundesstaaten. Zu diesen zählen Illinoins, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien. Die Route ist äußerst Abwechslungsreich und beinhaltet sowohl lebhafte Städte, historische Orte und dazwischen auch viel eintönige Landschaft und Wüsten.
Hier eine kurze Übersicht über meine Route:
Von Chicago nach Los Angeles – Streckenlänge: 3.900km (2.430miles) – Dauer: 14-21 Tage | |||
Start: | Ziel: | Strecke: | Fahrzeit: |
Chicago | Springfield | 320km (200miles) | 3 1/2 Stunden |
Springfield | Baxter Springs | 640km (400miles) | 6 Stunden |
Baxter Springs | Oklahoma City | 370km (230miles) | 3 1/2 Stunde |
Oklahoma City | Amarillo | 580km (360miles) | 4 Stunden |
Amarillo | Gallup | 700km (440miles) | 6 Stunden |
Gallup | Phoenix | 480km (300miles) | 4 1/2 Stunden |
Phoenix | Needles | 390km (240miles) | 4 Stunden |
Needles | Los Angeles | 420km (260miles) | 4 Stunden |
Um bei guter Laune zu bleiben und damit der äußerst lange Roadtrip doch wie Urlaub wirkt, entschließe ich mich, abwechselnd einen Tag im Wohnmobil und einen Tag mit Erkundungen zu verbringen. Die Stadt Chicago bietet viele Sehenswürdigkeiten und ist eine verdammt schöne Stadt. Der moderne Millennium Park, das Cloud Gate, The Field Museum und auch das LEGO-Land müssen besichtigt werden. Nach ein paar Stopps drängt allerdings schon die Zeit, schließlich muss ich heute noch Springfield erreichen.
Springfield
Nachdem städtischen Chicagoer Verkehr, fuhr ich auf die Route 66 auf. Die ersten 200 Meilen verliefen eher etwas unspannend, da die Landschaft wie auch Zuhause aus vielen Feldern und viel Grün bestand. Der amerikanische Flair aus Donut- und Burger-Resetaurants, gemischt mit großen Pickups und Diner und Motels war aber dennoch ersichtlich. Der Riverside Park Campground in Springfield stellte einen perfekten Ausgangspunkt für den nächsten Tag dar.
Der Tag begann mit einem äußerst interessanten Museumsbesuch im Abraham Lincoln Presidential Library and Museum. Hier konnte ich mir ansehen, wie damals gelebt wurde und vor allem wie Abraham Lincoln aufgewachsen ist.
Ein Spaziergang durch den Lincoln Memorial Garden und ein anschließender Besuch im State Museum von Illinois rundeten den Tag ab.
Baxter Springs
Wieder zurück auf der Route 66, standen für diesen Tag 400 Meilen auf dem Programm. Das Landschaftsbild war noch immer gewohnt grün und ließ das Wüstenfeeling der Route 66 noch nicht wirklich erahnen. Um etwas Zeit zu sparen, umfuhr ich St. Louis und legte eine kurze Pause im Mark Twain National Forrest ein. Der einzige Campingplatz in Baxter Springs war direkt im City Park. Von der Location her ganz nett, doch der Platz selbst eher ungemütlich. Zum Glück musste ich dank meines Wohnmobils nicht im Zelt schlafen.
Am nächsten Tag musste ich natürlich das Kasas Route 66 Visitor Center besuchen. Hier können viele kleine Accessoires der Route 66 betrachtet werden. Folder bieten Informationen über die elend lange Verbindungsstraße von Chicago nach Los Angeles. Nach einem kurzen Besuch im Baxter Springs Heritage Center and Museum, hatte ich aber bereits alle Sehenswürdigkeiten dieser kleinen Stadt durch und entschloss mich wieder aufzubrechen.
Oklahoma City
Weiter auf der Route 66, veränderte sich die Vegetation kurz vor Oklahoma City merklich. Der Grünton in der Landschaft nahm langsam ab. Die Stadt war wie alle größeren Städte in Amerika in einem rechteckigen Muster aufgebaut. Als Übernachtungsmöglichkeit nutze ich den Mustang Run RV Park, um mein Wohnmobil zu parken.
Wie schon eine Tradition, begann der nächste Morgen mit einem Museumsbesuch. Das Museum of Osteology beinhalten nur Knochen. Doch genau dies macht es so spannend. Hier versammeln sich Knochen von allmöglichen Tierarten in einem Gebäude. Ein Knochengerüst von Affen bis hin zu Zwergkaninchen waren vertreten. Vieles über die amerikanische Geschichte konnte ich im National Cowboy and Western Heritage Museum lernen. Nachdenklich und traurig hingegen, stimmte mich der kurze Besuch des Oklahoma City National Memorial Museums.
Amarillo
Die Route 66 führte mich weiter in Richtung des Bundesstaats Texas. Die Landschaft färbte sich zunehmend sandfarben und rötlich. Viele Pferde Ranches konnte ich entlang der Straße entdecken. Texas sah genau so aus, wie es einem aus dem Fernsehen vermittelt wurde. Ein kleines Diner entlang der Route 66 sorgte für ein gutes Mittagessen. Ein Stopp in Clinton war unumgänglich. Schließlich befand sich hier das Oklahoma Route 66 Museum. Das Museum unterteilt sich in sechs Räume. In jedem einzelnen Raum wird ein anderes Jahrzehnt der Route 66 behandelt. Weiter ging es nach Amarillo. Mein Wohnmobil stellte ich im Cadillac RV Park, direkt neben der Cadillac Ranch ab.
Am nächsten Tag besuchte ich die Cadillac Ranch. Diese wird ihrem Namen wirklich gerecht. Denn auf einer Weide stehen keine Kühe oder Pferde, nein, alte Cadillacs wurden bis zu Hälfte eingegraben und standen aus dem Boden hervor. Jeder der hier vorbei kam, verewigte sich mit einer Spraydose, trotz des Verbotsschildes. Da ich selbst ein neues und gut ausgestattestes Wohmobil fuhr, musste ich dem Jack Sisemore Traveland Museum einen Besuch abstatten. Hier werden alte Wohnwagen und Wohnmobil Oldtimer ausgestellt. Ein Spaziergang durch den Route 66 Historic District ließ erahnen, dass der Highway diesem örtlichen langsam die Luft zum Atmen nahm. Nur noch vereinzelt konnte ich funktionierende Neonreklamen und gut erhaltene Tankstellen entdecken.
Gallup
Der wohl längste Streckenabschnitt meiner Reise stand bevor. 440 Meilen bis zu meinem nächsten Ziel, der Stadt Gallup in New Mexico. Nun nahm die Route 66 endlich denFlair an, welchen ich von ihr erwartet hatte. Immer mehr und mehr Sand war zu sehen, schroffe Felsformationen und scharfe Konturen in der Landschaft bildeten allmählich eine Wüste. In regelmäßigen Abständen tauchten alte und verlassene aber dennoch schön anzusehende Tankstellen auf. Liegen gelassene Pickups und Cadillacs sorgten für etwas Wehmut. Diese rosteten langsam vor sich hin. Ich überquerte denn schlammroten Rio Grande und kämpfte mich weiter nach Gallup bis zum Quaking Apsen Campground vorwärts. Dieser Campingplatz war sehr sauber, bot viel Schatten und in der Nacht sorgte die angenehme Stille für einen guten Schlaf.
Früh morgens des nächsten Tages, besuchte ich zunächst The Gallup Cultural Center. Hier werden einige Kunststücke von lokalen Künstlern ausgestellt. Auch die nativen Indianer Stämme aus der Gegend sind hier vertreten. Anschließend informierte ich mich im Manuelito Visitor Center über weitere Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte. Leider enttäuschte mich die kleine Stadt Gallup etwas. Auf meinem weiteren Weg kam ich an einer indianischen Tanzshow vorbei. Diese zog mich schnell in ihren Bann und eine weitere Stunde war um wie im Flug. Die Tänzer waren zudem in sehr authentisch wirkende Kleidung gekleidet.
Die wunderschöne Stadt Phoenix
Doch nun wollte ich für eine kurze Zeit die Route 66 zu verlassen, um etwas Abwechslung zu bekommen. Hier kam mir die Wüstenstadt Phoenix gerade recht. Leider musste ich aber hierzu den Barringer Crater als Ausflugsziel auslassen. Diese liegt zirka 230 Kilometer südlich von Flagstaff und somit der Route 66. Den Weg konnte ich mit dem Wohnmobil in nur zwei Stunden zurücklegen und führte mich durch Steppen- und Wüstenlandschaft mit schroffen Felsformationen vorbei an Ortschaften wie Spring Valley und Bumble Bee.
Die Stadt Phoenix wurde zur Zeit des Wilden Westen durch europäische Siedler gegründet. Mittlerweile handelt es sich um eine wahre Großstadt mit mehr als drei Millionen Einwohner. Als geeigneter Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt, kam der Desert Tortoise Campground bestens in Frage. Dieser Lag an einem See im Grünen etwas außerhalb der Stadt. Ein Bus brachte mich kurz darauf von meinem Stellplatz in die Stadtmitte zu meinem ersten Ausflugsziel. Der Desert Botanical Garden bietet eine eindrucksvoll dargestellte Vielfalt an Wüstenpflanzen. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass die Wüste nur aus der Ferne kahl und leblos aussieht. Auch viele Tierarten konnte ich in diesem botanischen Garten entdecken. Nach einem kleinen Rundgang und viel Information durch ausgestellte Info-Tafeln, entschloss ich einen kurzen Spaziergang durch den angrenzenden Papago Park zu unternehmen. Entlang der Wanderwege an den kleinen Teichen, versammelten sich viele Angler.
Für Kinder ist mitten im Park ein riesiger Spielplatz mit Bagger eingerichtet. Auf dem Weg entdeckte ich einen riesigen großen Stein mit einem Loch in der Mitte. Der Hole in the Rock ist eines der schönsten Wahrzeichen des Papago Parks. Ich stellte mich in das Loch hinein und genoss die Aussicht über den Park. Doch mein Ziel war die Tierwelt, welche ich im angrenzenden Phoenix Zoo entdecken wollte. 18 Dollar eintritt empfand ich für gerade noch in Ordnung. Der Tiergarten ist in verschiedene Themenbereiche und Erdteile gegliedert und bietet so auch Tiervielfalt aus der asiatischen und afrikanischen Region. Der Rundgang durch den Zoo gestaltete sich äußerst entspannend und angenehm. Viele Palmen sorgten für Schatten und an Sitzgelegenheiten mangelte es nicht. Ich vertrödelte den ganzen Tag im Phoenix Zoo und kehrte erst spät abends zu meinem Wohnmobil zurück. Zum Glück konnte ich noch etwas Essbares im Kühlschrank finden.
Der nächste Tag
Beim Frühstück durchforstete ich auf meinem Tablet das Internet nach weiteren Sehenswürdigkeiten entlang meiner Route. Kurzerhand entschloss ich mich aber noch einen Tag länger in Phoenix zu verbringen. Grund hierfür, war dieser Artikel, welcher die Top Sehenswürdigkeiten von Phoenix auflistete. Mit dem Bus fahre ich wieder zum nördlichen Teil von Phoenix. Hier liegt das Musical Instrument Museum. Dieses stellt eine extreme Abwechslung zur Wüste dar. Als ich durch die Räume des Museums schlenderte, konnte ich viele neue Musikinstrumente entdecken, genau so wie traditionelle Gewänder und alte Kulturen. Musik und Filme untermalten den Rundgang mit viel Informationen. Für dieses Museum sollte viel Zeit mitgebracht werden, immerhin verbrachte ich den ganzen Vormittag in dem äußerst interessanten Museum.
Als nächster Stop stand das Children’s Museum of Phoenix an der Tagesordnung. Dieses befindet sich im Zentrum der Stadt. Wie ich vielleicht schon dem Namen nach erahnen hätte können, handelt es sich hierbei um ein Museum welches vor allem für Kinder ausgelegt ist. Die kleinen können hier spielend lernen und erkunden. Ein wirklich tolles Ziel für einen Familienausflug. Kinder können sich hier mehrere Stunden selbst beschäftigen.
Da sich das Chase Field Stadion gleich in der Nähe befand, wollte ich auch noch diesem einen Besuch abstatten. Bereits aus der Ferne konnte ich die Menschenmassen hören. Es fand gerade ein Baseball-Spiel statt und die Menge fieberte mit guter Stimmung mit. Leider blieb mir der Eintritt hierdurch verwehrt, ein großer Baseball Fan bin ich aber ohnehin nicht.
Auf meinem Rückweg entdeckte ich noch die St. Mary’s Basilica. Es handelt sich hierbei um eine franziskanisch geführte Kirche, welche den romanischen Stil wiederspiegelt. Zu mindestens im Vorbeigehen, sollte ein Blick auf dieses wundervolle Bauwerk geworfen werden.
Als ich die Kirche verließ, dämmerte es bereits. Da ich morgen bereits früh meine Weiterfahrt auf der Route 66 antreten wollte, kehrte ich zu meinem Wohnmobil zurück und genoss ein kleines Abendessen im Diner am Campingplatz.
Needles
Mein nächstes Ziel war der Calizona RV Park in der Nähe von Needles. Gut vier Stunden Fahrt würde ich zu dem Campingplatz in der Nähe des Colorado Rivers und der kleinen Seen von Needles benötigen. Heute wollte ich mich allerdings nicht so mit der Kultur von Arizona oder der Route 66 beschäftigen. Mein Ziel waren die Stände der Seen um mir endlich eine Abkühlung zu gönnen. Auch auf diesem Streckenabschnitt begleitete mich das Flair der Route 66. Durch die Scheiben meines Wohnmobils konnte ich viele Wild West Städte und alt eingesessene Cowboys sehen.
Der Calizona RV Park befand sich etwas außerhalb von Needles. Ich parkte mein Wohnmobil und rannte vor lauter Vorfreude dem kühlen Nass entgegen. Leider hatten auch viele andere Einwohner und Touristen dieselbe Idee, dennoch fand sich im Wasser des Topock Bays noch etwas Platz für mich.
Das Ziel
Am nächsten Tag ging es auch schon meiner letzten Station an der Route 66 entgegen. Wieder vier Stunden Fahrt würde ich zur Stadt der Engel, Los Angeles, benötigen. Auf dieser Strecke, fällt einem schnell auf, dass man wieder in die Nähe der Küste kommt. Die Wüste nimmt langsam ab und National Parks nehme zu und sorgen für eine grünere Umgebung. Auch viele Bäume können zum Beispiel entlang des Joshua Tree National Parks gefunden werden. Einen kleinen Umweg über die Mother Road der Route 66 schlug ich aber dennoch ein. Schließlich wollte ich noch einmal richtiges Westernfeeling erleben. Dies geht natürlich am besten in der Westernstadt Oatman. Pistolenduelle, gespielte Banküberfälle und Saloons stehen hier an der Tagesordnung.
Nun ist endlich Entspannen angesagt. Natürlich werde ich in Los Angeles den Walk of Fame bestreiten, einen Abstecher nach Hollywood machen und die letzten Stunden am Strand von Santa Barbara entspannen.
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