Großbritannien: Quer durch die englischsprachige Insel

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Auch Inseln können mit einem Wohnmobil erkundigt werden. Großbritannien ist das beste Beispiel hierfür. Trotz des bevorstehenden Brexits, gestaltet sich die Einreise in den nächsten zwei Jahren für Touristen weiterhin noch sehr einfach. Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU sinkt zu dem der Kurs des Pfunds und eine Reise könnte günstiger ausfallen. Doch diese Gründe waren bei meiner Reise eigentlich nur nebensächlich.

Schließlich hat diese Insel so viel mehr zu bieten als nur Schwarztee und „Bed and Breakfast“. Über 1.200 Kilometer habe ich mit meinem Motorhome hinter mich gebracht und damit die doch recht große Insel durchkämt. Für eine Reise durch Großbritannien sollte man vor allem Zeit mitbringen. Denn dieses Land bietet viel Geschichte und Kultur als auch Architektur und Moderne, welche es zu entdecken gilt.

Eine kurze Übersicht der Route:

Von Phönix bis zum Petrified Forest – Streckenlänge: 1270km (790miles) – Dauer: 7-14 Tage
Start: Ziel: Strecke: Fahrzeit:
Folkestone Canterbury 35km (20miles) ½ Stunde
Canterbury London 110km (70miles) 1 ½ Stunden
London Stonehenge 230km (140miles) 3 Stunden
Stonehange Birmingham 240km (150miles) 2 ½ Stunden
Birmingham Sherwood Forrest 145km (90miles) 2 ½ Stunden
Sherwood Forrest Lowestoft 240km (150miles) 3 ½ Stunden
Lowestoft Folkestone 270km (170miles) 3 ½ Stunden

 

Da ich selbst im Westen von Deutschland angesiedelt bin und ein kleines Wohnmobil mein Eigen nenn darf, wollte ich auf dieses auf keinen Fall verzichten. Die einfachste Art mit einem eigenen Gefährt nach Großbritannien zu gelangen ist die Benutzung des 50 Kilometer langen Eurotunnel. Die Anfahrt zu dem Tunnel erfolgt zunächst über Belgien bis hin zur französischen Ortschaft Coquelles. Dort geht es auf einen Güterzug, welcher mich unter dem Ärmelkanal nach England bringt. Zum Glück hatte ich ein Ticket lange Zeit vorab reserviert. Hierdurch konnte ich das Ticket weit unter dem Normalpreis ergattern. Über eine halbe Stunde dauerte die Zugfahrt welche im eigenen Fahrzeug verbracht wird. Zwar ist es im Güterzug nicht all zu dunkel, dennoch sorgte das schwummrige Licht dafür, dass sich Müdigkeit in mir ausbreitete.

Der Eurotunnel endete in Folkestone. Aufgrund meiner Müdigkeit entschied ich mich für einen kurzen Spaziergang entlang der Leas Promenade. Hierbei entdeckte ich den wunderschönen grünen Leas Coastal Park, in dem ich meinen Spaziergang fortsetzte. Danach ging es mit dem Wohnmobil direkt über die Autobahn A2 zur ersten größeren Stadt, Canterbury. Der Campingplatz welcher sich in unmittelbarer Nähe zum Stadtgebiet befindet ist der Canterbury Club Campsite. Hier empfing mich ein außerordentlich gepflegter und ruhiger Stellplatz, welcher mit seinem saftigen grünen englischen Rasen überraschte. Ein Shuttle-Bus welcher die Stadtmitte von Canterbury anpeilt hielt gerade vor dem Campingplatz als ich ankam. Doch für den heutigen Tag hatte ich bereits genug Kilometer abgespult und legte mich in meinem geliebten Motorhome zur Ruhe.

Video: [HD] Inselreiches Königreich – Eine Reise durch Großbritannien [DOKU] Noch weht in Gibralt

Durch Canterbury in die Hauptstadt

Bevor ich einen Pflichtbesuch in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs abhalten wollte, beschloss ich zuvor noch mit dem Shuttle-Bus in die kleine Stadt Canterbury zu reisen. Die Kathedrale von Canterbury ist genau so wie die St. Augustine’s Abbey eine sehr historische Sehenswürdigkeit. Der gotische 75 Meter hohe Turm der Kathedrale war bereits von weitem zu sehen und zählt nicht umsonst zu den UNESCO Kulturerben. Ein Spaziergang durch die blühenden Westgate Gardens folgte bis hin zu einem Besuch des Westgate Tower Museums und Viewpoint. Das architektonisch äußerst anspruchsvolle Gebäude des Marlowe Theatre entdeckte ich auf meinem Weg zur Shuttle-Bus Haltestelle. Der Ruf der Stücke welche in diesem Theater aufgeführt werden eilen ihnen selbst voraus. Vielleicht würde ich mir am Heimweg ein Ticket für eine Vorstellung besorgen. Zurück am Stellplatz angekommen schwang ich mich sofort hinter das Steuer meines Wohnmobils und machte mich auf den Weg in die Hauptstadt. Meine Route plante ich zunächst der Küste und anschließend der Themse entlang. So konnte ich etwas Abwechslung in die Landschaft bringen.

London ist wirklich eine fantastische Stadt mit knappen 14 Millionen Einwohnern. Somit ist London über drei Mal so groß wie die amerikanische Stadt Phoenix im US Bundesstaat Arizona. Da diese Stadt so viel zu bieten hat, ist ein mehrtägiger Aufenthalt unumgänglich. Die Stellplätze des Abbey Wood Caravan and Motorhome Club Site boten mir eine perfekte Ausgangslage um die Londoner Innenstadt zu erkunden, lag aber dennoch in der Natur und in der Nähe der Themse. In nur 40 Minuten mit dem Zug war ich in der Innenstadt. Die Sehenswürdigkeiten, Museen und Tourismus-Angebote in London sind nahe zu unendlich. Es fällt schwer die Liste der Must-Sees einzuschränken. Nach dem ich aus der Monument Station, einer historisch sehr interessanten Haltestelle ausgestiegen war, führte mich meine Entdeckungstour über die Themse. Nach der London Bridge ging es entlang der Themse zur London City Hall, durch den Potters Fields Park und erneut über die Themse zurück zum Tower of London. Auf diesem Weg passierte ich die gigantische Tower Bridge und die Saint Katharine Docks. Ein Foto auf der Tower Bridge ist natürlich Pflicht. Im Tower of London wird Geschichte zum Anfassen geboten. Die Garde mit ihren Bärenfell-Hauben sind genau so sehenswert wie die Kronjuwelen und andere Ausstellungsstücke.

Anschließend folgte eine Fahrt im London Eye, dem englischen Riesenrad. Die Sicht aus der Gondel des London Eye’s war in der einsetzenden Dämmerung fantastisch. Der Big Ben erstrahlte in den Scheinwerfern, ebenso die kompletten Westminster Gebäude. Hierzu zählte unter anderem auch die Westminster Bridge, Abbey und natürlich auch der Palast.

Um etwas mehr über den geschichtlichen Hintergrund der Stadt und ganz England zu erfahren, eignet sich das British Museum perfekt. (#01)

Um etwas mehr über den geschichtlichen Hintergrund der Stadt und ganz England zu erfahren, eignet sich das British Museum perfekt. (#01)

London: Tag 2

Auch einen zweiten Tag wollte ich noch für die Hauptstadt aufopfern. Um etwas mehr über den geschichtlichen Hintergrund der Stadt und ganz England zu erfahren, eignet sich das British Museum perfekt. Die Stunden vergehen in diesem Museum wie im Flug. Für kunstbegeisterte ist die National Gallery nur einen Katzensprung weit entfernt. Auf meinem weiteren Weg konnte ich nun den Uhrturm Big Ben von unten begutachten. Eine kurze Führung durch die offizielle Residenz der britischen Monarchen, dem Buckingham Palace kam für mich nicht in Frage. Zu eng war mein Programm. Dennoch inspizierte ich die farbenfrohen Blumenbeete und danebenliegende Springbrunnen. Ein paar Köstlichkeiten und Souvenirs aus dem riesigen Kaufhaus Harrods konnte ich mir nicht entgehen lassen. Bei einem Spaziergang durch den Hydepark, einen der größten grünen Parks in London, wurde schnell klar wie die Einwohner der Hauptstadt ihre Zeit verbringen. Kinder toben hier herum, Fußballspieler jagen über das saftige Gras, Radfahrer strampeln gemütlich vor sich hin und viele Besucher genießen eine Musikdarbietung oder einfach nur die Sonne.

Die Karten für Madame Tussauds Wachskabinett hatte ich bereits von zuhause aus ergattert. So konnte ich mir die langen Schlangen ersparen und direkt an der Führung teilnehmen. Hierbei entstanden unzählige Selfies mit der Prominenz aus der ganzen Welt. Abschließend folgte eine nächtliche Tour mit einem der berühmten roten Doppeldecker-Busse.

Am nächsten Tag ging es zunächst Richtung Süden, der Küste hingegen. Als nächster Zwischenstopp stand ein wahrlich prähistorisches Ziel auf dem Plan. (#02)

Am nächsten Tag ging es zunächst Richtung Süden, der Küste hingegen. Als nächster Zwischenstopp stand ein wahrlich prähistorisches Ziel auf dem Plan. (#02)

Über Stonehenge nach Birmingham

Am nächsten Tag ging es zunächst Richtung Süden, der Küste hingegen. Als nächster Zwischenstopp stand ein wahrlich prähistorisches Ziel auf dem Plan. Auf dem Weg zu dem riesigen Steinkreis Stonehenge, durchquerte ich eine riesige, saftig grüne Region. Der South Down National Park bietet viele tolle Aussichtspunkte und eine etwas verschreckte wilde Tierwelt. Die Straßen sind nicht mehr ganz in Bestform und es scheint als wäre hier das Haupttransportmittel Pferde. Eine kleine Pause legte ich zuvor noch in Winchester ein. Der Verwaltungssitz der Grafschaft Hampshire bietet sowohl eine Kathedrale aus dem 10. Jahrhundert, sowie die Burg Wolvesey Castle und die etwas jüngere Burg Winchester Castle. Zufällig entdeckte ich auch die Winchester City Mill bei meinem Spaziergang. Diese ist zentral gelegen und beinhaltet ein kleines Museum welches viele interessante Informationen über die Herstellung von Mehl beinhält. Ich flog wieder meinem eigentlichen ersten Ziel entgegen und parkte mein Wohnmobil zwischen den Anderern am Fuße des Steinkreises. Zu Fuß darf man sich dem prähistorischen Stonehenge Landscape bis auf eine Distanz von 50 Meter nähern. Die grüne Wiese in Kombination mit den dunklen Regenwolken und durchscheinendem Sonnenlicht schufen eine unvergessliche Atmosphäre. Die Speicherkarte meines Fotoapparats müsste ich wohl noch heute austauschen.

Nun ging es mit meinem Wohnmobil Richtung Norden. Die nächste Pause wird in Oxford eingelegt. An Bildungsstätten fehlt es dieser Statt wirklich nicht. Die University of Oxford und das New College konnte ich von außen bewundern. Im Ashmolean Museum ließ ich gleich mehrere Stunden liegen, da mich die ägyptischen Mumien und weitere Ausgrabungsstücke in ihren Bann zogen. Mein Nachtlager schlug ich in der Nähe von Birmingham im Chapel Lane Caravan and Motorhome Club Site auf. Auf diesem Stellplatz herrschte eine absolut freundliche Atmosphäre. Man sah, dass sich jemand mit viel Liebe um den Stellplatz kümmerte.

Aufgrund des Wetters verzichtete ich durch eine Führung durch das Nottingham Castle. Die berühmte Robin Hood Statue fand ich schließlich im äußeren Bereich des Schlossgeländes. (#03)

Aufgrund des Wetters verzichtete ich durch eine Führung durch das Nottingham Castle. Die berühmte Robin Hood Statue fand ich schließlich im äußeren Bereich des Schlossgeländes. (#03)

Hoch in den Norden zu Robin Hood

Bereits früh morgens spazierte ich an dem architektonisch spektakulären Gebäude der Library of Birmingham vorbei. Die Fassade wird verziert von vielen verschieden großen Metallkreisen welche ineinandergreifen. Hier hat sich eindeutig ein äußerst talentierter Architekt verewigt. Ich entschloss mich die Aussichtsplattform der Bibliothek zu erklimmen und genoss so den andauernden Sonnenaufgang mit Blick auf die gesamte Stadt. Das Birmingham Back-to-Back Museum hatte gerade geöffnet und erzählte mir die Kurzfassung der industriellen Revolution und wie diese Birmingham und ganz London veränderte. Bevor ich weiterreisen konnte, blieb ich noch an einem wahren Spezialmuseum hängen. Für jeden Motorrad-Fand ist das National Motorcycle Museum Pflicht! Natürlich waren in diesem Museum nur englische Motorräder vertreten, dafür gleich mehrere hundert Stück. Alle waren perfekt restauriert und so sahen auch über hundert Jahre alten Motorräder wieder wie neu aus.

Über die M42 ging es weiter bis zur Ausfahrt Nottingham. Dieser Name dürfte wohl jedem bekannt sein, überrascht wurde ich aber leider zunächst von einem riesigen Kohlekraftwerk, welches sich nicht gerade positiv auf das Landschaftsbild auswirkte. Das ohnehin diesige Wetter drückte etwas auf das eigene Gemüt. Parkplätze gab es in der Stadt genug und so bewaffnete ich mich mit einem Regenschirm und zog los um Robin Hood zu finden. Aufgrund des Wetters verzichtete ich durch eine Führung durch das Nottingham Castle. Die berühmte Robin Hood Statue fand ich schließlich im äußeren Bereich des Schlossgeländes. Ein schnelles Foto des Rächers der Armen und schon ging es wieder zurück zu meiner mobilen Wohnung. Nach einer Stunde Fahrt gelangte ich schließlich zum Sherwood Forest. Das Zuhause von Robin Hood hatte ich mir etwas anders vorgestellt, denn der errichtete Freizeitpark störte mich etwas. Schnell fand ich die aus den Filmen bekannte riesige Eiche, den Major Oak. Der Baum wird auf über 1.000 Jahre geschätzt und es war schwer ihn auf ein Foto zu bekommen. Da es bereits dämmerte eröffnete ich mein Nachtlager im Shannon Caravan & Camping Park, nur wenige Minuten von Robin Hoods Zuhause entfernt.

 

Lowestoft stellt den östlichsten Punkt von Großbritannien dar. Lowestoft konnte trotz der 65.000 Einwohner nicht wirklich beeindrucken. (#04)

Lowestoft stellt den östlichsten Punkt von Großbritannien dar. Lowestoft konnte trotz der 65.000 Einwohner nicht wirklich beeindrucken. (#04)

Lowestoft als letztes Ziel

Für diesen Tag war zunächst eine etwas längere Fahrt an der Tagesordnung. Es ging Richtung Osten und meinem letzten Reiseziel entgegen. Hierbei passierte ich den The Wash National Nature Reserve. Einem wunderschönen Landstrich. Die Landschaft vereint saftig grüne Felder, sandfarbene Sandbänke und tiefblaues Meer. Lowestoft stellt den östlichsten Punkt von Großbritannien dar. Lowestoft konnte trotz der 65.000 Einwohner nicht wirklich beeindrucken. Dies tat dafür die ländliche Umgebung, welche durch viele Wasserwege geprägt wurde. Diese Wasserwege spalten die Stadt in zwei Teile, verbunden durch Klappbrücken. Ein paar Gedenktafeln innerhalb der Stadt erinnerten an die Seeschlacht bei Lowestoft. Damals bekämpften sich holländische und englische Schiffe. Diese Stadt hatte es schon immer schwer, da sie in beiden Weltkriegen zerstört worden war.

Das Pakefield Holiday Centre lud zu einer Übernachtung ein. Dieser befand sich direkt an der Küste und so beschloss ich mir ein paar ruhige Momente bei einem Spaziergang entlang der Küste zu gönnen. Schließlich erwartete mich nun wieder einer lange Heimfahrt und noch schlimmer: Das Ende meines Urlaubes. Bis nach Folkstone und somit zum Eurotunnel trennten mich noch über 170 Meilen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: pisaphotography_-#01: S.Borisov  -#02: Marso -#03: Nando Machado -#04: Martin Charles Hatch

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